Leseförderkonzept
Drei Säulen des Lesens bilden das lesedidaktische Konzept von JÖ: Lesen trainieren, Lesen fördern und einen Zugang zu Sprache und Literatur vermitteln. Eine Differenzierung bei den Lesetexten sowie bei den dazu vorgeschlagenen Übungen soll es allen Kindern und Jugendlichen ermöglichen, Lesen für sich zu entdecken.
Lesetraining
Lesefertigkeit
Textverständnis setzt flüssiges und genaues Lesen voraus. Dies wird geübt durch ein Training
- der Augenbewegungen,
- des schnellen Erkennens von Buchstaben und Buchstabengruppen,
- des schnellen Erfassens und Verstehens von Wörtern und Sätzen und
- des Deutens von kurzen Texten.
Lesegeläufigkeit
Das Verstehen eines Textes wird häufig dadurch erschwert, dass das Lesen selbst zu viel Mühe macht. Es wird zu langsam und zu ungenau gelesen. Genau, flüssig, deutlich und betont zu lesen, kann in „Lautlesetandems“ gut geübt werden.
- Ein Schülerpaar (möglichst unterschiedlich gute Leser/innen) liest einen Text halblaut.
- Wenn ein Fehler gemacht wird, wird am Satzanfang wieder begonnen.
- Der Text wird viermal gelesen.
- Das Training findet dreimal pro Woche über mindestens acht Wochen statt.
- Das sind dreimal maximal 20 Minuten für die Fähigkeit, mühelos lesen zu können.
In jeder JÖ-Ausgabe gibt es Textabschnitte, die sich für Lautlesetandems eignen. Diese werden mit einem Tandem-Icon und einer orangen Punktlinie neben dem Text gekennzeichnet. Die Lautlesestellen mit angegebener Wortanzahl finden Sie jeden Monat aufgelistet im Lehrerservice („Tandemlesen“). Ein Tandemlesen-Trainingspass, in den Schülerinnen die gelesenen Trainingstexte eintragen können, ist ebenfalls auf Lehrerservice downloadbar.
Mit dem Lesefitness-Pass dokumentieren und reflektieren die Schüler*innen das Schuljahr hindurch ihre Lesegeläufigkeit. Von Oktober bis Mai werden in JÖ-Textausschnitte von 130 Wörtern angeboten. Nach einem vorbereitenden Lesetraining von schwierigen Wörtern lesen sich zwei Schüler*innen den Text gegenseitig laut vor, stoppen nach einer Minute Lesezeit, markieren die Fehler des Lesebuddys, zählen die gelesenen Wörter und tragen alles in den Lesefitness-Pass ein. Dieser liegt den Oktoberheften bei. Den Lesefitness-Pass gibt es als Posterbeilage im Oktober, danach zusammen mit einer Anleitung zum Download auf Lehrerservice.
Textverstehen
Lesefertigkeit und Leseflüssigkeit sind Voraussetzungen für den eigentlichen Zweck des Lesens, nämlich im gedruckten Text Sinn und Aussage zu erkennen. Diese Fähigkeit kann durch spezielle Übungen erworben werden.
Diese werden in jeder JÖ-Ausgabe in unterschiedlichen Aufgabenformaten als Arbeitsblätter im Lehrerservice angeboten, um eine möglichst große Bandbreite an Lesezielen abzudecken:
- detailliertes Lesen: Erkennen und Verstehen relevanter Details, zB Wie kam es zum Einsatz von Robotern?
- globales Lesen: Erfassen der Kernaussage, zB Was ist das Thema des Zeitungsartikels?
- selektives Lesen: Erfassen von bestimmten expliziten Informationen, zB Mit welchen Adjektiven wird die Person beschrieben?
- interpretierendes Lesen: Erfassen von impliziten Informationen, zB Welches der drei Smartphones wird als das beste beschrieben?
Lesestrategien
Lesestrategien sind Methoden, die helfen unterschiedliche Texte zu verstehen und verschiedene Leseaufgaben zu bewältigen. Diese Strategien müssen erlernt und auch eingeübt werden. Sechs hilfreiche Strategien sind hier aufgelistet:
Vor dem Lesen
- Text sichten: Was erkennst du auf den ersten Blick? (zB Vermutungen zum Inhalt äußern)
- Text einschätzen: Was weißt du nach dem Überfliegen des Textes? (zB Textart bestimmen)
Während des Lesens
- Verstehensschwierigkeiten meistern: Was machst du, um alles zu verstehen? (zB unbekannte Wörter nachschlagen)
- Text erarbeiten: Was ist besonders wichtig? (zB wichtige Stellen markieren)
Nach dem Lesen
- Text zusammenfassen: Wie kannst du den Inhalt zusammenfassen? (zB mit einer Grafik/Tabelle)
- Text beurteilen: Wie war der Text? (zB eine Leseempfehlung abgeben)
In jedem JÖ gibt es zwei Übungen zum Training der Lesestrategien.
Leseförderung
Gut lesen und gern lesen gehören zusammen. Alles Lesetraining ist nur dann wirksam, wenn auch ein Interesse am Gelesenen entwickelt wird. Kinder und Jugendliche müssen für das Lesen gewonnen werden. In diesem Bereich hat JÖ jahrzehntelange Erfahrung: eine Vielfalt an Lektüren, auch „leichte“ (Comics, Witze, Texte über Filme und Serien, Krimigeschichten), aktuelle Themenangebote inklusive einer spannenden monatlichen Themenstrecke, Buchtipps u.v.m. schaffen die anregende Umgebung, die als Rutschbahn zum erfolgreichen Lesen funktionieren kann.
Literarische Bildung
Moderne, klassische und spielerische Lyrik, Kurzgeschichten und spannende Buchauszüge stellen einen Kontakt mit Sprache her, die oft anderen Regeln folgt als die spontane Alltagssprache. Gleichzeitig kann Literatur, die mit unterschiedlichen Sprachformen spielt und so etwa Aspekte der Sprachverwendung der Jugendlichen aufgreift und widerspiegelt, einen ganz besonderen Zugang zum Text ermöglichen. In der literarischen Bildung geht es darum, die zahlreichen Möglichkeiten von (literarischer) Sprache zu entdecken und zu lernen, kompetent damit umzugehen. Konkret wird die literarische Bildung auf LEHRERSERVICE auch in Arbeitsblättern mit bunt gemischten Aufgaben z. B. zu zu den Rätselkrimis, zur Kurzgeschichte oder zu einem ausgewählten Buchauszug gefördert. Auf JÖdigi bietet die Rubrik „Lyrik“ didaktisch aufbereitete Gedichte mit Audios, Videos und Fachwortschatz zur Analyse und Interpretation sowie zusätzlich ein Quiz zur Vertiefung des jeweiligen Gedichtes.
Einen weiteren Beitrag zur literarischen Bildung sind die beiden im Abonnement enthaltenen BUCHKLUB-Literaturmagazine. Jeweils drei abgeschlossene Ausschnitte aus aktuellen Jugendbüchern bieten die Möglichkeit, Neuerscheinungen kennenzulernen. Begleitet werden die Auszüge mit Statements der Autor*innen, Fragen an die Schüler*innen, QR-Codes bzw. Links zu kurzen Filmen, Erklärungen oder witzigen Details, die zum Textausschnitt passen, sowie lustbetonten Aufgaben im Anschluss an das Lesen.
Im Fokus der Gestaltung der BUCHKLUB-Literaturmagazine liegt es, die Lesemotivation aus der Volksschule in die Sekundarstufe hinein zu erhalten, sie zu festigen, Lesen als sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu etablieren und das positive Selbstbild als Leser*in zu stärken.
Differenzieren
Leichtlesetexte
Texte in einfacher Sprache richten sich an Kinder und Jugendliche mit geringer Leseerfahrung. Wenn etwas mühelos gelesen werden kann, ermöglicht das erst ein Interesse am Inhalt und steigert so die Motivation, mehr zu lesen und somit leseerfahrener zu werden. Solche Texte
- enthalten wenig unbekannte Wörter (oder erklären diese),
- halten die Sätze einfach,
- verwenden höchstens zwei Satzzeichen pro Satz,
- machen nur eine Aussage pro Satz,
- sind verborientiert,
- vermeiden substantivierte Verben und Adjektive,
- sind logisch strukturiert,
- sprechen die Leser/innen direkt an,
- beschränken sich auf einen Begriff für eine Sache (keine Synonyme und Metaphern),
- setzen Zwischenüberschriften, Bilder und Tabellen ein, um die Information zugänglicher zu machen,
- arbeiten mit gut lesbaren Schrifttypen und verwenden keinen Blocksatz.
In jedem JÖ gibt es mehrere Leichtlesetexte. Sie werden mit der Ente Quak mit dem Hinweis „Leicht zu lesen“ gekennzeichnet. Bewusst gesetzte Bilder helfen ebenfalls beim Textverstehen.
Unterschiedliche Schwierigkeitslevels bei Aufgaben
Einige LEHRERSERVICE-Arbeitsblätter arbeiten mit unterschiedlichen Schwierigkeitslevels, um die Schüler*innen dort abzuholen, wo sie sind. Wir weisen insbesondere auf das Arbeitsblatt „Einfach DaZ“, das Lesen und Sprachbewusstsein verknüpft hin.
Hörverstehen
In Verbindung zu den Beiträgen in JÖ gibt es online dazu Angebote zum Hörverstehen.
Hörkompetenz wird durch Aufgaben erworben, die die Aufmerksamkeit fokussieren. „Höre!“ reicht nicht als Arbeitsauftrag zum Kompetenzaufbau. Worauf gehört werden soll, wird durch das im Hörauftrag angestrebte Hörziel gelenkt. Dadurch kann auch die Schwierigkeit der Aufgabe variiert werden. Durch eine „einfache“ Aufgabe kann ein anspruchsvoller Hörtext auch für ungeübte Hörer/innen zugänglich werden. Umgekehrt kann ein „einfacher“ Hörtext ohne konkreten Hörauftrag schwierig zu erfassen sein.
Die Hörziele im Überblick:
1. detailliert: Erkennen und Verstehen relevanter Details, zB Wie ist es zu diesem Unfall gekommen?
2. global: Erfassen der Kernaussage, zB Worum geht es im Text?
3. selektiv: Heraushören von bestimmten expliziten Informationen, zB Wann beginnt die Kinovorstellung?
4. inferierend: Erfassen von impliziten Informationen, zB Was will die Sprecherin erreichen?
Die Hörangebote reichen von leichter verständlichen Hörtexten wie dem Schülerpodcast bis hin zu komplexeren Audios wie den Radiosendungen unseres Kooperationspartners Ö1.